Experimente: wie experimentierfreudig sind wir?

In dieser Folge haben wir Lust auf Experimente: Wir beschäftigen uns mit der Freude an Versuchen, am Erkunden und Erforschen von Unbekanntem! An den drei Lübecker Hochschulen spielen Experimente natürlich auch in Forschung und Lehre eine wichtige Rolle. Wann brauchen wir Experimente, wo helfen sie uns? Welche Denkhaltung fördert Experimentierfreude, welche verhindert sie? Können Vorbilder eine Rolle spielen? Und macht eine unsichere Zukunft die Menschen mehr oder weniger experimentierfreudig? Darüber sprechen ein Gründungsberater, ein Dozent für Improvisation und ein Professor für Hörakustik in der 34. Folge unseres Podcasts „Gedankensprünge“.

Jürgen Tchorz, Nils Hüsch (Technik Hilfskraft), Johanna Helbing und Stefan Kuchel diskutieren über das Thema „Experimente“. Foto: TH Lübeck

Für Stefan Kuchel, Dozent für Saxophon, Improvisation und Ensemblespiel an der Musikhochschule Lübeck (MHL) und leidenschaftlicher Jazzmusiker, ist Experimentierfreude eine Existenzgrundlage. In seiner Lehrtätigkeit erlebt er immer wieder, dass es gerade bei Orchestermusiker*innen beim musikalischen Experimentieren erst einmal um den Abbau von Ängsten vor dem Unperfekten geht. Als Dozent findet er es wichtig, in solchen Momenten keine Ziele vorzugeben, den Prozess ergebnisoffen zu halten und dafür zu sorgen, dass die kindliche Freude am Ausprobieren wiederentdeckt werden kann. Jede Unterrichtsstunde ist für ihn in diesem Sinne ein Experiment. An der MHL schätzt er besonders die Offenheit für neue, experimentelle Musizierkonzepte wie z. B. „WAM!“, die Werkstatt für Aktuelle Musik.

Roman Spendler, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Entrepreneurship und Business Development der Universität zu Lübeck, blickt auf zwanzig Jahre Selbstständigkeit im Vertrieb und in der Unternehmensberatung zurück. Er weiß: Ohne Mut und Experimentierfreude können Unternehmen kein gutes Marketing machen. Das erfordert erst einmal ein ganz anderes Mindset als an einer Hochschule, wo Professor*innen oft ein hohes Sicherheitsbedürfnis haben und nicht unbedingt Role Models in Sachen Experimentierfreude sind. Dennoch kann eine Hochschule auch als Safe Space fungieren, in dem Menschen ihre Komfortzone verlassen, Neuland betreten und Experimentierfreude gezielt gefördert werden kann. Welche Rolle dabei die beliebten bunten Klemmbausteine eines bekannten Herstellers spielen, davon erzählt er im Podcast.

Jürgen Tchorz lehrt am Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften im Studiengang Hörakustik und begeistert an der Technischen Hochschule Lübeck (TH) bereits den Nachwuchs für das Experimentieren: Als Leiter des JuniorCampus der TH. Dort wecken Experimente bei Kindern das Interesse für die so genannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) und fördern ihren Forschungsgeist. Alles, was es dafür braucht, ist ein wenig Neugier und Spaß am Experimentieren. Dann kann viel Unerwartetes entstehen, das eine oder andere »Ups« – und manchmal auch Monster aus Matsch. Dabei hat Tchorz auch die gesamtgesellschaftliche Dimension im Blick: Er sieht Experimentierfreude als zwingende Voraussetzung, um den Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte gewachsen zu sein.

Unter der Moderation von Johanna Helbing, Kommunikationsreferentin der Technischen Hochschule Lübeck, beleuchtet der Podcast von Lübeck hoch 3 einmal monatlich Themen der Forschung, Kultur und Gesellschaft. Geladen sind jeweils Vertreter*innen der drei am Projekt beteiligten Hochschulen (Musikhochschule Lübeck, Technische Hochschule Lübeck und Universität zu Lübeck) und je nach Thema ein*e Expert*in als Gast.

Der Podcast steht über die Website www.gedankenspruenge-podcast.de und alle gängigen Plattformen zum Abruf bereit. Die Folgen gehen jeweils mittwochs zur Monatsmitte online.

Wissenstransfer, wechselseitiger Dialog und neue Ideen – dafür steht Lübeck hoch 3. Den eigenen Podcast sehen die Initiatorinnen und Vertreter der drei Hochschulen als wichtigen Baustein, um den Diskurs mit der Gesellschaft über Wissenschaft und Kultur anzuregen.

Die Diskussionsrunde in Folge 34:

Stefan Kuchel ist seit über 15 Jahren Dozent für Saxophon, Improvisation und Ensemblespiel an der Musikhochschule Lübeck. Kaum zu glauben, dass er ursprünglich mal Mathematik und Physik studierte – und erst im Alter von 26 Jahren mit dem Saxophonunterricht begann. Seitdem arbeitet er als Bandleader und Solokünstler bei Vernissagen, Lesungen und Konzerten. Als Komponist und Studiomusiker war er mit größeren Ensembles wie z.B. der NDR Bigband, der Jazzhaus-Bigband Hamburg, dem Theater Lübeck und dem Orchester Lüneburg tätig. Er spielte auf diversen Jazz-Festivals und gewann mehrfach den Jazzpodiumspreis Schleswig-Holstein. Ob mit MAX AND FRIENDS, dem Baltic Jazz Trio oder dem German Folk Songs-Duo – Kreativität und Spielfreude stehen für ihn im Vordergrund.

Roman Spendler ist Gründungsberater am Gründercube und Projektleiter des KI-Med Gründerlabs. Neben seinen Projektaktivitäten bietet er Workshops an, bei denen mit LEGO®-Figuren kreative Ideen gesucht werden. Diese Angebote nennen sich LEGO® Serious Play Workshops. Dabei werden die Teilnehmer*innen zu aktiven Gestalter*innen ihrer Umgebung und lernen, neue Perspektiven einzunehmen und auch ungewöhnliche Lösungen zu entwickeln.

Jürgen Tchorz studierte Physik in Oldenburg und Galway. Nach seiner Promotion im Bereich der Sprachsignalverarbeitung arbeitete er für einige Jahre in der Hörgeräteindustrie. Seit 2005 ist er Professor für Hörakustik an der Technischen Hochschule Lübeck. In der Lehre vertritt er insbesondere die Felder der technischen Akustik und der Psychoakustik. Als Leiter des JuniorCampus der TH Lübeck liegt ihm die Begeisterung junger Menschen für Naturwissenschaft und Technik besonders am Herzen.

Die Moderatorin Johanna Helbing ist seit Ende des Jahres 2021 Kommunikationsreferentin an der Technischen Hochschule Lübeck. Sie studierte Europäische Medienkultur an der Bauhaus-Universität in Weimar und Lyon und begleitet den Podcast im Redaktionsteam seit seiner Geburtsstunde im Mai 2021.